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⚠️ Kernaussagen / Zielsetzung: Bildungsungerechtigkeiten schaffen eine ungleiche Verteilung von Chancen und Risiken in Bezug auf den Klimawandel. Auf der einen Seite beeinflussen Bildungsungleichheiten die Teilhabe an Lösungen des Klimawandels. Gleichzeitig beeinflussen soziale Faktoren, wie stark Menschen im Bildungssystem von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
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Beschreibung - Was ist das?
Bildungsungerechtigkeiten und der Klimawandel stehen in einer wechselseitigen Beziehung.
Auf der einen Seite sind Ungerechtigkeiten ein Faktor dafür, wie Bildungseinrichtungen und Lernende mit den Folgen des Klimawandels umgehen können. Eine hochwertige Bildung erhöht die Wahrscheinlichkeit, an innovativen Lösungen für klimatisch bedingte Herausforderungen teilzuhaben. Benachteiligte Lernende verfügen aufgrund von sozialen Ungleichheiten jedoch oftmals nicht über die gleichen Bildungschancen wie ihre privilegierten Altersgenossen.
Auf der anderen Seite verschärft der Klimawandel bereits bestehende Benachteiligungen. Indem benachteiligte Lernende (und Bildungseinrichtungen) oftmals über begrenzte Ressourcen verfügen, können sie weniger gut mit den Folgen des Klimawandels umgehen. Dies führt zu einem Teufelskreis, der die Benachteiligung und die Anfälligkeit für Klimarisiken kontinuierlich verschärft.
Erklärung - Warum ist das relevant?
Der Teufelskreis der Ungerechtigkeiten in Bezug auf Bildung und Klimawandel hat weitreichende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und die Bewältigung der Klimakrise. Er führt dazu, dass sowohl die Chancen durch Klimabildung, als auch zunehmende Klimarisiken ungleich verteilt sind.
- Ungleiche Verteilung von Chancen: Das Bildungssystem ist geprägt von Ungleichheiten, die sich auf verschiedene Weisen manifestieren. Ein konkretes Beispiel ist, dass einige Bildungseinrichtungen Zugang zu moderner Technologie, gut ausgestatteten Lehrumgebungen und hochqualifiziertem Lehrpersonal haben, während andere Einrichtungen mit begrenzten Ressourcen auskommen müssen. Dies führt zu disparaten Lernbedingungen und beeinträchtigt die Chancengleichheit der Lernenden. Diese Unterschiede erschweren benachteiligten Lernenden die Entwicklung der notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um den Herausforderungen des Klimawandels effektiv zu begegnen oder zur Lösung des Problems beizutragen. Die Konsequenz ist, dass diese Gruppen weniger effektiv an Bemühungen zur Förderung einer klimafreundlichen Transformation teilnehmen können.
- Ungleiche Verteilung von Klimarisiken: Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Überschwemmungen treffen benachteiligte Lernende und Bildungseinrichtungen besonders schwer. Sie sind oft weniger in der Lage, sich vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen oder darauf zu reagieren. Dies führt zu Bildungsunterbrechungen, gesundheitlichen Belastungen und sozioökonomischen Herausforderungen, die wiederum die bestehende Bildungsungleichheit verstärken können.
Darüber hinaus haben Bildungsungleichheiten nicht nur individuelle, sondern auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. Die Bewältigung des Klimawandels erfordert eine breite Beteiligung und eine Vielzahl von Fähigkeiten und Ressourcen auf allen Ebenen der Gesellschaft. Wenn Bildungsungleichheiten nicht angegangen werden, bleiben viele Menschen von der aktiven Mitwirkung an Lösungen zur Eindämmung des Klimawandels ausgeschlossen.
Beispiel - Wie kann ich mir das vorstellen?
- Einfluss der Bildungsinfrastruktur und technischer Ausstattung: Die Qualität der Bildungsinfrastruktur wirkt sich signifikant auf das Lernumfeld und die Lernatmosphäre aus, was wiederum den Lernerfolg beeinflusst (Barrett et al. 2017). Schlecht ausgestattete Bildungseinrichtungen sind stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Zum Beispiel können Lernende in unzureichend beschatteten oder ungekühlten Klassenräumen an Hitzetagen weniger effektiv lernen. Untersuchungen zeigen, dass Unterschiede in der Umgebungstemperatur, die durch ungleiche schulische Infrastruktur und geografische Lage verursacht werden, einen signifikanten Einfluss auf Leistungsunterschiede zwischen verschiedenen Schüler:innengruppen haben können (Park et al. 2020).
- Schlechtere Vorbereitung auf Jobs der Zukunft: Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf die Anforderungen an zukünftige Arbeitsplätze, wobei "grüne Fähigkeiten" in der Arbeitswelt immer wichtiger werden. Allerdings besteht ein gravierender Unterschied in der Vorbereitung von Lernenden zwischen benachteiligten und privilegierten Bildungseinrichtungen. Beispielsweise haben privilegierte Schulen in wohlhabenden Gebieten oft besseren Zugang zu moderner Technologie und etablierten Kooperationen mit Unternehmen. Dies ermöglicht ihren Schüler:innen den Einsatz digitaler Lerntools und erleichtert die Teilnahme an praktischen Erfahrungen, z.B. durch Praktika. Im Gegensatz dazu fehlen solche Ressourcen in benachteiligten Bildungseinrichtungen. Die digitale Kluft und das Ressourcengefälle haben somit zur Folge, dass sie durchschnittlich geringere Chancen haben, sich in grünen Arbeitsbereichen zu positionieren.
- Schulschließungen: Die Zerstörung von hunderten Bildungseinrichtungen infolge der Flutkatastrophe im Ahrtal verdeutlicht, dass Extremwetterereignisse langfristige Schul- und Kitaschließungen zur Folge haben können. Die Erfahrungen während der Corona-Pandemie zeigen, dass privilegierte Haushalte Schulschließungen effektiver bewältigen können. Gründe dafür finden sich beispielsweise in besserem Zugang zu Computern, stabilem Internet, unterstützenden familiären Umfeldern und geeigneten Räumlichkeiten zum Lernen (Dietrich et al. 2021) (Hobbs und Mutebi 2021). Gegenwärtig liegen noch keine wissenschaftlichen Ergebnisse vor, die den Zusammenhang zwischen klimabedingten Schulschließungen und der Verschärfung von Bildungsungleichheiten belegen. Allerdings ist es denkbar, dass ähnliche Probleme wie bei den Schulschließungen während der Corona-Pandemie auftreten könnten.
- Abwesenheit und eingeschränkte Ressourcen: Klimabedingte Katastrophen können zu Vermögens- und Einkommenseinbußen führen. Dies kann wiederum zur Folge haben, dass Kinder und Jugendliche ihren Bildungsweg aus finanziellen Gründen verlassen und gezwungen sind, frühzeitig zu arbeiten (Kousky 2016). Diese Auswirkungen sind zwar im Globalen Norden weniger ausgeprägt, dennoch können auch hier Klimakatastrophen die finanziellen Prioritäten von Haushalten verändern. Das kann darin resultieren, dass weniger Mittel für Bildungsausgaben zur Verfügung stehen, beispielsweise für Lernmaterial, technologische Ausstattung oder Nachhilfeunterricht. Darüber hinaus könnten Eltern betroffener Familien weniger Kapazitäten haben, ihre Kinder ausreichend zu unterstützen.
Handlungsoptionen für Stiftungen
”Education grant makers who ignore climate change risk seeing their work undermined by increased climate-related educational inequities.” (Klein et al. 2022)
- Technische Ausstattung von Bildungseinrichtungen in benachteiligten Gebieten: Investieren Sie gezielt in die infrastrukturelle Ausstattung von Bildungseinrichtungen in benachteiligten Gebieten. Dies umfasst die Bereitstellung von emissionsarmen Klimaanlagen oder die Umsetzung baulicher Maßnahmen, um hitzefreundliche Lernumgebungen zu schaffen und somit optimale Lernbedingungen zu gewährleisten. (Für eine Übersicht zu Handlungsoptionen für klimaresiliente Infrastruktur, siehe Infrastruktur.) #Bildungseinrichtungen #Schulbildung #Berufsausbildung #Hochschulbildung #Infrastruktur #Bildungschancen #Direktunterstützung
- Wissenslücken schließen und an Entscheidungsträger:innen kommunizieren: Fördern Sie Forschungsprojekte, die die Ursachen und Auswirkungen von Bildungsungleichheiten im Kontext des Klimawandels genauer untersuchen. Durch datenbasierte Erkenntnisse können wertvolle Handlungsempfehlungen für evidenzbasierte politische Entscheidungen abgeleitet werden. Kommunizieren Sie die Erkenntnisse an relevante Akteure der Bildungspolitik, um gezielte Interventionen voranzutreiben. #Wissenschaftler:innen #Bildungspolitik #Schulbildung #Wissenschaft&Forschung #Bildungschancen #Forschung #Einflussnahme
- Auswirkungen durch Schulschließungen abfedern: Setzen Sie sich dafür ein, dass benachteiligte Lernende auch in Zeiten von Schulschließungen nicht übersehen werden. Initiieren oder fördern Sie beispielsweise die Schaffung von speziellen Lernräumen für benachteiligte Schüler:innen, bei denen unzureichende Räumlichkeiten oder technologische Ausstattungen während Schulschließungen das Lernen beeinträchtigen könnten. Diese Angebote könnten so konzipiert werden, dass benachteiligte Lernenden nicht nur Zugang zu technologischer Ausstattung bekommen, sondern auch von Unterstützung und Betreuung, beispielsweise durch Freiwillige, profitieren. #Lernende #Schulbildung #Bildungschancen #Direktunterstützung