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⚠️ Kernaussagen / Zielsetzung: Der Klimawandel hat schwerwiegende Konsequenzen für die mentale Gesundheit, insbesondere für junge Menschen. Diese emotionale Belastung kann eine Gefahr für die Bildung von Kindern und Jugendlichen darstellen. Erfahren Sie hier, wie sie durch die Förderung von emotionalen Kompetenzen und Selbstwirksamkeit dagegen angehen können.
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Beschreibung - Was ist das?
Der Klimawandel wirkt sich negativ auf die mentale Gesundheit aus. Menschen, die Extremwetterereignisse erleben, haben ein fast doppelt so hohes Risiko für psychische Erkrankungen im Vergleich zu Unbetroffenen. Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Überschwemmungen können bestehende psychische Erkrankungen intensivieren oder neue wie posttraumatische Belastungsstörungen, Angststörungen und Depressionen auslösen. Darüber hinaus leiden viele Menschen weltweit unter negativen Gefühlen in Bezug auf den Klimawandel, selbst wenn sie noch nicht direkt betroffen sind (DGPPN 2022). Besonders Kinder und Jugendliche sind emotional stark belastet, wenn es um die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels geht. Ihre negativen Gefühle reichen von Sorge bis hin zu "Klima-Angst", eine belastende emotionale Reaktion auf die reale Bedrohung durch die Folgen des Klimawandels (Heinzel in van Bronswijk und Hausmann 2022).
Erklärung - Warum ist das relevant?
Die emotionale Belastung des Klimawandels beeinträchtigt Bildungserfolge, in dem sie kognitiven Leistungen, Konzentration und Motivation von Lernenden negativ beeinflusst (Schwartz et al. 2022).
Die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel im Bildungskontext bietet jedoch auch eine wertvolle Möglichkeit, emotionale Kompetenzen zu fördern und den Umgang mit negativen Gefühlen zu erlernen. Indem Lernende ihre Ängste und Sorgen in einem unterstützenden Umfeld ausdrücken können, entwickeln sie emotionale Resilienz und die Fähigkeit, mit belastenden Emotionen konstruktiv umzugehen. Die Behandlung des Klimawandels im Bildungskontext sollte daher stets mit der Entwicklung emotionaler Kompetenzen flankiert werden (Weihgold 2021). Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass emotionale Kompetenzen in den Lehrplänen deutscher Schulen nahezu keine Rolle spielen (Grund und Holst 2023). Hier besteht eindeutiger Handlungsbedarf, emotionale Kompetenzen stärker in Agenden des Bildungssystems zu verankern.
Beispiel - Wie kann ich mir das vorstellen?
Die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels auf die mentale Gesundheit lassen sich in drei Kategorien darstellen (Hayes et al. 2018):
- Persönliche Erfahrungen: Extremwetterereignisse werden in vielen Fällen als belastende Erfahrungen empfunden. Die Folgen für das psychische Wohlbefinden wurden in zahlreichen Studien untersucht und zeigen, dass Betroffene nach Katastrophen häufig unter posttraumatischen Belastungsstörungen und Depressionen leiden (Kousky 2016). Nach Überschwemmungen in England und Wales, beispielsweise, litten Betroffene häufiger unter mentalen als unter körperlichen Beschwerden litten (Tunstall et al. 2006). Traumatische Erfahrungen führen wiederum zu einer verringerten Schulbesuchsrate und Konzentrationsstörungen (Siriwardhana et al. 2013) (Peek et al. 2018).
- Verschlechterung von Lebensbedingungen: Auch verschlechterte Lebensbedingungen infolge des Klimawandels können sich negativ auf das mentale Wohlergehen von Kindern auswirken (Hayes et al. 2018). Ein Beispiel dafür ist die Abnahme der Schlafzeit aufgrund des globalen Temperaturanstiegs, was das Risiko für mentale Probleme erhöhen und die Leistungsfähigkeit, einschließlich der Lernkapazität, beeinträchtigen kann (Minor et al. 2022). Zusätzlich besteht eine Verbindung zwischen Hitzewellen und erhöhtem Aggressionsverhalten sowie einem gesteigerten Suizidrisiko (Gebhardt et al. 2023).
- Zukunftssorge und Klimaangst: Selbst Personen, die bisher keine direkten Erfahrungen mit dem Klimawandel gemacht haben, können psychologisch davon betroffen sein (Hayes et al. 2018). Besonders Kinder ab 6 Jahren können aufgrund eines besseren Verständnisses des Klimawandels und seiner Auswirkungen Stress und Ängste erleben (Vergunst und Berry 2022b). Eine Umfrage unter 10.000 jungen Menschen im Alter von 16 und 25 ergab, dass circa sechs von zehn jungen Menschen sich große oder extreme Sorgen über den Klimawandel machen (Hickman et al. 2021). Diese sogenannte „Klima-Angst“ entsteht, wenn sie sich konkret oder abstrakt vorstellen, welche Auswirkungen der Klimawandel haben könnte – eine Belastung, die eine paralysierende Wirkung haben und ihre Handlungsfähigkeit einschränken kann (van Bronswijk und Hausmann 2022).
Um insbesondere den Auswirkungen durch persönliche Erfahrungen und Zukunftssorge und Klimaangst entgegenzuwirken, können insbesondere zwei Strategien zielführend sein:
- Emotionale Kompetenzen: Eine wesentliche Strategie zur Förderung emotionaler Fähigkeiten und dem Umgang mit negativen Gefühlen besteht darin, geschützte Umgebungen für Lernende zu etablieren, in denen sie ihre Emotionen ungehindert ausdrücken und verarbeiten können. Indem sie offen über ihre Ängste, Sorgen und Hoffnungen sprechen können, entwickeln sie eine tiefere Verbindung zur Thematik und stärken gleichzeitig ihre emotionale Widerstandsfähigkeit (Mochizuki und Bryan 2015). Darüber hinaus ermöglicht eine bewusste Auseinandersetzung mit negativen Emotionen, die mit dem Klimawandel verbundenen Gefühle auszuhalten und diese sogar in positive Motivation umzuwandeln (Bildungszentren Klimaschutz Netzwerk 2017).
- Selbstwirksamkeit: Die Psychologin und Sprecherin der Bewegung Psychologists/Psychotherapist for Future Katharina von Bronswijk bewertet Selbstwirksamkeit “als das Gegengift gegen Klimaangst” ****(Wissen macht Klima 2022, Interview mit Katharina van Bronswijk). Tatsächlich zeigen ****Forschungsergebnisse, dass junge Menschen optimistischer in Bezug auf den Klimawandel sind, wenn sie wissen, dass sie persönlich Maßnahmen ergreifen können, um das Problem anzugehen (Kolenatý et al. 2022). Sogar mehr: Wenn Lernende das Gefühl haben, dass ihr eigenes Verhalten einen Einfluss haben kann, können sich ihre negativen Emotionen sogar in Handlungsbereitschaft verwandeln (Scorza et al. 2022). Dies bedeutet, dass die Überzeugung, etwas bewirken zu können, nicht nur Ängste mildert, sondern auch motiviert, aktiv zu werden.
Handlungsoptionen für Stiftungen
- Kunst- und Kulturprojekte: Initiieren Sie kreative Kunst- und Kulturprojekte, die sich mit dem emotionalen Umgang mit dem Klimawandel befassen. Unterstützen Sie beispielsweise die Entwicklung von Ausstellungen, Theaterstücken oder Kunstwerken, die Gefühle, Ängste und Hoffnungen im Kontext des Klimawandels thematisieren und Lernende dazu anregen, sich über ihre Emotionen in Bezug auf den Klimawandel auszutauschen. Kooperieren Sie beispielsweise mit Museen und anderen kulturellen Bildungseinrichtungen, um Projekte anzustoßen oder bestehende Projekte zu fördern, die das Bewusstsein für emotionale Belastungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel schärfen und gleichzeitig Räume schaffen, in denen Lernenden die Möglichkeit gegeben wird, sich mit ihren negativen Gefühlen auseinanderzusetzen. #Bildungseinrichtungen #Lernende #Frühkindliche Bildung #Schulbildung #Berufsausbildung #Hochschulbildung #KulturelleBildung #Persönlichkeitsentwicklung #EmotionaleKompetenzen #Netzwerke
- Kooperation mit Bildungsinstitutionen: Etablieren Sie Partnerschaften mit Bildungssenaten, Schulverwaltungen oder Universitäten, um innovative Ansätze zur Unterstützung von Lehrkräften und Bildungspersonal im Umgang mit emotionalen Themen rund um den Klimawandel zu entwickeln. Ermutigen Sie zum Beispiel die Einrichtung von regelmäßigen Gesprächsgruppen, in denen Lehrkräfte Erfahrungen austauschen und bewährte Strategien teilen können, wie sie mit Lernenden über die emotionalen Herausforderungen des Klimawandels sprechen können. #Bildungspolitik #Lehrkräfte/Pädagog:innen #Schulbildung #Berufsausbildung #Hochschulbildung #EmotionaleKompetenzen #Netzwerke
- Einflussnahme auf Bildungspolitik: Machen Sie deutlich, dass emotionale Kompetenzen in Bildungsplänen bisher vernachlässigt werden. Nutzen Sie Ihre Position, um auf politischer Ebene für die Einbindung von emotionalen Kompetenzen in Bildungsrichtlinien und Curricula einzustehen. Durch gezielte politische Einflussnahme können Sie dazu beitragen, dass der Umgang mit negativen Emotionen - auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel - einen adäquaten Platz im Bildungssystem erhält. #Bildungspolitik #Frühkindliche Bildung #Schulbildung #Berufsausbildung #Hochschulbildung #Bildungssystem #Einflussnahme
- Selbstwirksamkeit fördern: Fördern Sie praktische Aktivitäten die es Lernenden erlauben, eigene Aktivitäten zu planen und durchzuführen, durch die sie ein Gefühl der Selbstwirksamkeit erfahren und negativen Emotionen entgegenzuwirken. Beispiele sind das Anlegen eines Gartens mit essbaren Pflanzen (Anders 2022) oder die Initiierung von Wettbewerben, bei denen Lernende Ideen und Projekte für den Klimaschutz entwickeln. Die Anerkennung und Auszeichnungen für herausragende Beiträge stärken das Selbstvertrauen der Lernenden. Für weitere Handlungsoptionen, die die Teilhabe von Lernenden fördern, siehe Lokaler Bezug und Partizipation. #Bildungseinrichtungen #Lernende #Schulbildung #PartizipativeBildung #Persönlichkeitsentwicklung #Mobilisierung